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Inhalt

"Darf ich helfen Frau Lehrer?                                                                               
So verändern digitale Medien unsere Schulen." http://elsa20.schule.at/ www.newacademicpress.at
Monografie "Wie kommt der Geist ins Hirn?"                                     
Wissensnetzwerke                                                                                          
Prozesswissen als Erfolgsfaktor                                                       
Einführung in die systemische Organisationsberatung                     
Collaborative Blended Learning                                                        
Komplementärberatung 
Barrieren des Wissensmanagement
Fremdheit als Hürde und Chance

„Es waren tolle Zeiten“. Interview mit Prof. Dr. Traugott Lindner.
   
Am 27. Februar 2013 ist mein Lehrer und über viele, viele Jahre einer meiner besten Freunde nach schwerem Leiden von uns gegangen.  
   Eine biografische Notiz und ein Interview durfte ich mit ihm zusammen verfassen.  

Franz Kafka
und die Sprachkrise der Jahrhundertwende
Moderne Frauenliteratur in Österreich


Das ist eine Monografie, in der viel von meinem "Herzblut" steckt. Es geht um die alte, durch die moderne Neurowissenschaft wieder angefachte Debatte, wie "Geist" und "Materie" zusammenhängen, ob die Trennung, die Unterscheidung genau genommen überhaupt vertretbar sei.
Ich deute eine mögliche Antwort nur an, und zwar dahingehend, dass die Unterscheidung pragmatisch gesehen "sinnhaft" ist, wir brauchen sie einfach. Andererseits ist die auch schon uralte Frage, ob die Materie (das, was wir damit meinen) nicht selbst mit "Geist" durchtränkt ist, nicht einfach als Animismus in den Mistkübel zu verbannen. Aber darum geht es in meiner Abhandlung eigentlich nicht in erster Linie, vielmehr um die Frage, wie unser Hirn "Bilder" erzeugen kann und was diese Bilder mit der Welt draußen zu tun haben können. Dabei spielen - so meine Überzeugung - Geschichte, Kulturgeschichte und kulturelle Artefakte eine ganz entscheidende Rolle. Das ist der entscheidende Punkt, den die Neurowissenschaftler geflissentlich übersehen, wenn sie davon reden, dass sie mit modernen Maschinen bald Gedanken lesen werden könnten.
Leider hat das Buch auch einige Schönheitsfehler, die mir in der Hektik der Kürzungen und permanenten Umformatierung unterlaufen sind. Frau/Mann Leser mögen sie mir bittschön verzeihen.

Frau Dr. Regina Mahlmann hat - zu meiner Überraschung - eine wohlwollende Rezension des Buches veröffentlicht und völlig zu Recht ihren Finger auf die Wunde gelegt, die vielen Schreibfehler. Ja, ich hätt mir mehr Zeit nehmen sollen, bevor ich das Manuskript aus der Hand gebe. (Lekrotat gab's tatsächlich keines und der Abgabetermin ..... sorry, ich weiß: Ausreden!)
Was die mangelnde Auseinandersetzung mit dem Streit zwischen Neuro- und Geistewissenschaften betrifft, so ist Vieles der geforderten Kürzung von 400 auf 200 Seiten zum Opfer gefallen. Allerdings, die Kernthese ist sehr wohl dargestellt und erhalten geblieben, nämlich, dass die den menschlichen "Geist" ausmachenden "Bilder im Kopf" nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden erklärt werden können. Mit "Bilder im Kopf" meine ich natürlich nicht Abbildungen, sondern alle Arten von Vorstellungen, wozu - und das ist der Kern des Problems - auch Sinnkonstruktionen, Erklärungsmuster, Ideologien und vor allem Glaubenskonstrukte (Religionen) gehören. Alle Versuche der "Aufklärung", diese aus den Köpfen der Menschen auszutreiben, haben wohl nichts gefruchtet. Ist die Menschheit dazu verdammt, mit ihnen leben zu müssen? Hier also der Link auf ihre Rezension.  
 
http://www.gabal.de/einzelrezension.php?id=151  
 
Karl-Ludwig Diehl hat mein Buch kürzlich (Dez. 2010) sehr ausführlich "interpretiert". Hier der Link zu seinem "plogspot"
konstruktivistischeerkenntnistheorie.blogspot.com/.../der-beitrag-von-johann- ortner-zur.html  (Können Sie auch unter "johann ortner" im Google finden)

Liebe Grüße an Herrn Diehl, - hier der LInk zu einer von ihm angeregten kurzen Zusammenfassung des Buches. Auf einige Punkte seiner Besprechung möchte ich später im Detail eingehen. (26. Februar 2011)
Konstruktivismus Kommentar 2

Im Text gibt es Hinweise auf Links, die allerdings aus dem Text heraus nicht aktivierbar sind. Daher füge ich die Links hier gesondert ein.
Wertheimer Vortrag
System Einführung
Janich Peter
Roth Gerhard   (Freerk Huisken von der Uni Bremen hat eine geharnischte Kritik an Roth's "Hirntheorie" geschrieben, in der es allerdings nur um einen Aspekt des Problems geht, kurz gesagt, die Anwendung der Theorie auf sich selbst. Hier sein Text, bzw. Vortrag: Hirn determiniert Geist. Mit der Berufsbezeichnung "Hirnforscher" ernten einige Akademiker noch hochachtungsvoll anerkennende Aufmerksamkeit, doch ich gehe davon aus, dass diese Bezeichnung schon bald ein Schimpfwort sein wird, wenn seine Träger ältere Einsichten  nicht ernst nehmen, wie z.B. die von Norbert Elias:  "Die Strukturen der menschlichen Psyche, die Strukturen der menschlichen Gesellschaft und die Strukturen der menschlichen Geschichte, sie sind Komplementärerscheinungen und nur im Zusammenhang miteinander zu erforschen."  ) 
Singer Vortrag
Ein Buch, das ich mit großem Interesse und mit Vergnügen gelesen haben und das ich zur Untermauerung meiner Kritik an Erklärungsmodellen der gegenwärtigen Hirnforschung empfehlen kann ist Felix Hasler's "Neuromythologie: .. "


Sigrid Weigel hat zum Thema "Zur Rolle von Bildern und Metaphern in der Rhetorik der Biowissenschaften" in "Die andere Intelligenz" einen Artikel publiziert, der gut zu meiner Argumentation im Schlussteil meines Buches passt. Hier ist der Link zum Text:
Weigel   Lesenswert auf jeden Fall!
Was den konstruktivistischen Argumentationsansatz betrifft, würde ich - weil mir das "Wiedererwachen religiöser Weltbilder" nicht ganz geheuer ist - Ludwig Feuerbachs Thesen in diese Richtung interpretieren, - sie geben auf jeden Fall noch immer zu denken: Das Wesen des Christentums- Schlussanwendung.

Ironischer Kommentar zum Buch  „Wie kommt der Geist ins Hirn?“ (Sommer 2009)
 „Denn wenn das All unter dem Einfluss des Streites in seine Elemente zerfällt, in das Feuer einerseits und in dessen Gegenteil, Erde, Luft und Wasser, dann verbindet sich das Feuer in Eines und ebenso jedes der anderen Elemente. Wenn sie aber wiederum unter dem Einfluss der Freundschaft in das Eine zusammenkommen, müssen die Teile wieder aus jedem getrennt werden.“
(Empedokles aus dem Jenseits, gelebt vor 2500 Jahren)
„Die Wirklichkeit, die Welt in der wir leben ist bestimmt von einigen wenigen Eckpunkten, wie dem absoluten Gefrierpunkt, der Lichtgeschwindigkeit und vor allem der absoluten Ausdehnung des physikalischen Zeitraumes von einigen Milliardstel Sekunden, der zufolge es weder den absoluten Augenblick ohne zeitliche Ausdehnung noch den unermesslichen Zeitraum gibt, den wir in eine fiktive Vergangenheit blickend rekonstruieren und in eine ebenso fiktive Zukunft voraussehend konstruieren: Alles, was ist, ist jetzt und spielt sich innerhalb dieser Zeitspanne ab. Alles, was je geschehen sein mag, ist als Unterschied im Jetzt existent oder es ist nicht und war nie.
(Der Konstruktivist beim Versuch, das Sein zu rekonstruieren)
„Im Anfang war alles vermengt und ununterschieden, mit Ausnahme der Vernunft, nur sie war unvermengt und rein.“
(Einwurf des Anaxagoras aus dem Jenseits)
Was immer die Menschheit an kulturellen Werken hervorgebracht und an intellektuellen Leistungen vollbracht hat, ist im Hier und Jetzt als Unterschied und Widerstand vorhanden, oder es ist nicht, als ob es nie gewesen wäre. Ewig und unverrückbar sind nicht die Götter, die Ideen oder die Gesetze der Natur, sondern das absolute Nichts vor und nach dem Jetzt, weshalb das Vor und Nach dem Jetzt auch nicht ist, außer als notwendige Annahme, auf welcher jegliches Leben beruht.
(Belehrung des Empedokles durch den Konstruktivisten im Jahre 2000)
Leben und Denken ist nicht eins, doch ohne das Eine ist das Andere nicht und umgekehrt. Der Geist ist immer schon im Hirn und er baut sich seine Welt als Konstruktion von Struktur. Alles, was gedacht, erkannt, gesagt und niedergeschrieben, in Stein gemeißelt und zu Monumenten aufgetürmt werden kann, reicht nur über den Augenblick hinaus als Unterschied in der Struktur der gegenwärtigen Wirklichkeit, - sie ist die geordnete Differenz.
 (Pythagoras kaut nervös an seinen Fingernägeln, Plato kratzt sein Glatze und grinst.)
Menschliches Denken unterscheidet sich nicht von tierischem außer im Umfang des Erinnerungsvermögens, bedingt durch die zu Struktur umgeformte Konstruktion, genannt „Kulturgeschichte“. Kulturgeschichtliche Artefakte sind das Gedächtnis der Menschheit und deren Geistigkeit kommt ins Hirn wie das Brot in den Magen. Die Vernunft ist ebenso im Magen wie im Hirn, oder sie ist gar nicht.
(Belehrung des Anaxagoras durch den Konstruktivisten, 2000)
„Ich geb’s auf, denn Dein Konstruktivismus ist eine Keule, mit der Du alles erschlägst, woran die Menschheit je geglaubt und was ihr Zuversicht und Hoffnung verleiht und verliehen hat. Macht es Dir wenigstens Spaß?“
(Kommentar des Empedokles aus dem Jenseits.)
(Der neurologische Befund am Hirn des Konstruktivisten zeigte nach Auswertung der MR Daten keinerlei Auffälligkeiten und die geistig sehr lebendigen Diskutanten aus dem Jenseits hatten keine Lust, ein neurophysiologisches Scanning über sich ergehen zu lassen.)

Anmerkung: 22.04.2013
Wenn ich dem Neurophilosophen Georg Northoff zuhöre, dann scheint mir meine Argumentationslinie der bessere Weg zu sein, den Fragen des menschlichen Bewusstseins begrifflich näher zu kommen. Seine diffenzierte Sicht auf den Neurowissenschaftshype teile ich.
Das ist ein Herausgeberband, an dessen Erarbeitung und Herausgabe ich viel Spaß i.e. Freude gehabt habe und wo ich auch einiges dazugelernt habe, einfach weil in einem Team ganz tolle Leute eng miteinander gearbeit haben - nicht nur das Herausgeberteam sondern auch alle Autoren - intensiv übers Internet und face to face, fast ein Jahr lang. Neben der Einleitung ist da auch ein eigener Beitrag von mir zu finden, wo es wiedermal um Russland geht. Dieses Buch ist entstanden in Zusammenarbeit mit der Montanuniversität Leoben.
Wissensnetzwerke
Russiche Netzwerke

In diesem Beitrag habe ich meine Russlanderfahrungen in den 90er Jahren als Manager verarbeitet. Wenn ich auf diese Zeit zurückblicke, kann ich fast selbst nicht glauben, dass ich all die abenteuerlichen Geschichten, die unglaublichen Erfolge und haarsträubenden Situationen wirklich selbst erlebt habe. Davon ist in dem Artikel allerdings nicht allzuviel zu finden, denn es ging mir in erster Linie um die Darstellung und Durchleuchtung von (sozialen) Beziehungen. Aber lesen Sie selbst! (Google: johann ortner wissensnetzwerke). Das gesamte Buch ist seit Kurzem auch digital abruf- und lesbar. (Springer Verlag)
http://books.google.at/books?id=zWZ6fL8SHikC&pg=PA1&lpg=PA1&dq=Johann+Ortner&source=bl&ots=-2U_3sbcy1&sig=9qVqZ3mYqMk_GbKliH7F8nsh76I&hl=de&ei=csUXSqKkJJqN_Ab20KHYDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=2#PPA267,M1


Dies war der letzte Herausgeberband, der in Kooperation mit der Montanuniversität Leoben entstanden ist. Die Auseinandersetzung mit dem Thema "Wissensmanagement" hat mich langsam zu nerven begonnen, weshalb ich mich in der Folge wieder stärker mit systemischen Konzepten beschäftigt habe. Prozesswissen als Erfolgsfaktor von Corinna Engelhardt, Karl Hall, und Johann Ortner (Taschenbuch - 29. September 2004) Meine Studienkollegin und Langzeitbefreundete R. Königswieser hat mich eingeladen, mit ihr eine Kurzversion eines Ihrer Erfolgsbücher herauszugeben. Das war gar nicht so einfach und wir haben fast ein Jahr intensiv daran gearbeitet, was mit ausschlaggebend dafür war, dass es ein kleiner, feiner Bestseller geworden ist. Es geht um Systemtheorie, Organisationsdynamiken und Beratungsprozesse. Hier ein Auszug:
Einführung in die systemische

Eine erweiterte Version in englischer Sprache mit dem Titel "Systemic Consultancy in Organisations" enthält auch ergänzende Beiträge von anderen Autoren. 
http://www.carl-auer.com/pdf/flyer/CAI_Flyer_020.pdf
darin ist - neben vielen interessanten Beiträgen - auch ein etwas problematischer Artikel zu finden:
www.koenigswieser.net/krise/personal/Personalabbau_dt.pdf
Wie der Zufall so spielt, und es ist auch eine lustige Geschichte: Eines Tages bekomme ich einen Anruf von einer äußerst netten Frau, ob ich nicht aushelfen könnte und mit ihr gemeinsam ein Seminar an der FH Eisenstadt halten könnte. In solch spontanen Sachen überleg ich nicht lange und sag "ja natürlich gern". Aus dieser Zusammenarbeit ist dann ein riesiges E-Learning Projekt geworden, aber ein unkonventionelles, originelles. Weil das Thema auch "networking" war, haben wir unser Netzwerk spielen lassen und ein bezahltes Projekt der FH Wien an Land gezogen. Das Ergebnis war dann das feine und sehr brauchbare Büchlein "Collaborative .." so wie's oben steht. Hier ein Auszug, wobei ich
darauf hinweisen sollte, dass die interessanten und praxisnützlichen Sachen allerdings weiter hinten im Buch stehen.
Collaborative

Eine riesige Menge empirscher Untersuchungsdaten sind in das Buch allerdings aus Zeit-, Platz- und Geldgründen gar nicht eingeflossen und es sind auch viele interessante Fragen unbeantwortet geblieben. Deshalb haben wir uns bemüht, ein weiterführendes Forschungsprojekt finanziert zu bekommen. Leider ohne Erfolg, weil..... Das verschweig ich lieber, weil ich sonst einige Leute beleidigen müsste (natürlich nicht unser Team!).
Hier, falls es jemanden interessieren sollte, ein Entwurf:
Blended

Das ist ein Sammelband, den ich mit R. Königswieser erarbeitet habe. Es geht wieder mal um die praktische Anwendung der Systemtheorie in Beratungsprozessen und zwar als Spagat zwischen klassischer Unternehmensberatung und ganzheitlich systemischer Vorgehensweise. Einen eigenen Beitrag dazu habe ich mir auch erlaubt. Darin geht es um F.W. Taylor und die Geschichte seines "scientific management". Hier die Rohfassung: Taylor

Im ersten Herausgeberband "Praxisorientiertes Wissensmanagement", der in Zusammenarbeit mit der Montanuni Leoben entstanden ist und an dem ich mitwirken durfte, findet sich ein Beitrag von mir mit dem Titel "Barrieren des Wissensmanagement". Ich habe mich dabei mehr auf die Funktion von Barrieren als ambivalente Strukturen konzentriert. Später habe ich den Text in diesem Sinne umgeschrieben. Hier ist die englische Version der ursprünglichen Rohfassung. 
Anmerkung, März 2011: In einigen Diplomarbeiten und Dissertationen wird aus der deutschen Version zitiert aber in der Argumentation nicht zwischen Barrieren einerseits und Hindernissen, Defiziten und Schwächen andererseits klar genug unterschieden. Diese Unterscheidung von Phänomenen scheint mir deshalb wichtig, weil außer Zweifel steht, dass man Letztere beseitigen muss, um bestimmte Ziele erreichen zu können. Die Kernaussage meines Artikels ist allerdings, dass Barrieren Artefakte sind, die eine bewahrende, ermöglichende, instruierende und gleichzeitig eine behindernde Funktion haben. Wenn man also Barrieren aus dem Weg räumt, muss man dabei in Betracht ziehen, was damit an ermöglichenden Strukturen, an Erhaltens- und Schützenswertem verloren geht. Aus diesem Blickwinkel müssen vor allem psychische Abwehrmechanismen gesehen werden.
Barrieren Engl

Ein kleiner Beitrag zum Problem kultureller Unterschiede und interkultureller Verständigung, verfasst von E. Sonuc und meiner Wenigkeit, erschienen in der Zeitschrift für Gruppendynamik. Das Thema "kulturelle Unterschiede und Missverständnisse" geistert durch fast alle meine Schreibversuche und ich habe mir vorgenommen, darüber auf der Basis meiner Erfahrungen einen umfangreicheren Artikel - mehr erzählend als theoretisierend - zu schreiben, weil's uns allen in dieser "globalisierten Welt" irgendwie unter den Nägeln brennt, nehm ich zumindest an.  Fremdheit

In "Einwürfe" finden Sie auch einen Artikel ("sharing management knowledge"), in dem ich mich mit dem Thema "andere Kulturen verstehen" auseinandergesetzt habe. In einer anderen Kultur zu leben und hautnah Erfahrungen zu machen ist natürlich ungemein hilfreich und wichtig, aber ohne genaue Kenntnis der historischen, kulturgeschichtlichen Hintergründe der jewiligen Kultur wird man allzuleicht von der eigenen selektiven Wahrnehmung und den eigenen Interpretationsmustern in die Irre geführt. Jede Kultur hat ihre eigenen, gewachsenen Vorstellungs- und Deutungsmuster, und sich in diese hineinzudenken halte ich für unabdingbar, um eigene Sicht- und Verhaltensweisen relativieren zu können. Ich habe fast zwölf Jahre in Japan gelebt und gearbeitet und viele "Ausländer" kennengelernt, die auch nach vielen Jahren in Japan in ihrem europäischen Blick auf Japan gefangen waren. Die Sache wird noch um einiges komplizierter, weil offensichtlich auch japanische Interpreten der eigenen Kulturgeschichte "blinde Flecken" zu haben scheinen, weil sie die Widersprüche in der Konstruktion der eigenen Geschichte nicht sehen dürfen, wenn sie die eigenen Identitätskonstruktionen nicht in Gefahr bringen wollen. Erst nachdem ich wieder nach Europa zurückgekehrt bin, habe ich mit meinen/unseren eigenen Identitätskonstruktionen zu hadern begonnen. 

Sommer 2009 – Kommentare zu „Franz Kafka..“ und „Frauenliteratur“
Meine Sprache und Ich, da passt alles irgendwie hinten und vorne nicht zusammen, - oder doch?
Wie sehr, das ist mir wieder mal schmerzlich bewusst geworden, als ich einige alte Texte bei meinem Sommerurlaub in Japan in der Institutsbibliothek wieder ausgegraben und gelesen habe. Ich habe mir eingeredet und tue es noch, dass ich die Texte damals vor mehr als zwanzig Jahren für meine japanischen Kollegen geschrieben habe. Stimmt natürlich nur zum Teil, denn erstens kannten die sich aus in der österreichischen Literatur und Geistesgeschichte, und zweitens ist – was viel schwerer wiegt – meinen stümperhaften Versuchen, mich dem Wissenschaftsbetrieb anzudienen (schreiben und buckeln, um dazuzugehören und den monatlichen Salär zu erdienen) ganz peinlich und klar abzulesen, dass es sich zum Teil um leere Phrasen, um einen Jargon mit Stehsätzen der 70-er Jahre handelt. Beim Lesen dachte ich: „Wer hat mir da ins Hirn ge…… ?!“
Dann habe ich begonnen, zwei von diesen Texten in den Computer einzutippen, zu kürzen und die gröbsten Schnitzer wegzulassen, damit es einigermaßen lesbar ist. Warum? Weil mir vor allem der Kafka-Text zu denken gibt. Ich schreibe da über die Sprachkrise der Jahrhundertwende (wie sehr Kafka – und nicht nur er – an diesem Problem der „falschen, weil verlogenen Sprache“ gewürgt hat) und zwar in einer Sprache, die genau das tut, nämlich „Phrasen dreschen“.
Schlimmer noch – und da geht es eigentlich auch um dasselbe Problem – fand ich beim neuerlichen Lesen den kurzen Artikel über die Frauenliteratur in Österreich. Es ist mir schon klar, dass der Text nicht in die „Beiträge zur österreichischen Literatur“ aufgenommen worden wäre, wenn ich einfach meine subjektiven Eindrücke und Befindlichkeiten beim Lesen der besprochenen „Frauenbücher“ zu Papier gebracht hätte und mich nicht hinter anonymen Attributisierungen und wissenschaftlich definitorischen Bla Bla versteckt hätte. Es wäre zumindest ein ehrlicher Versuch gewesen.
Den Kerngedanken in beiden Texten halte ich aber nach wie vor für gar nicht so schlecht. Sei’s drum, die Reue kommt zu spät.
Was ich an der Kafka-Geschichte heute noch interessant finde, ist – das ist natürlich meine Interpretation – sein Versuch, eine „reine Komposition der inneren Bilder“, der „imaginierten Gestalten“, oder wie die Neurowissenschaftler Damasio oder Singer es bezeichnen würden, der Bilder des „inneren Films, der in unserem Kopf abläuft“, zu schaffen, diese quasi Bach’schen Sprachkompositionen zu befreie von allem, was in diesen (sprachlichen Darstellungen der Figurationen) auf Welt und Ich verweisen könnte: Die Wahrheit und Schönheit dieser Kompositionen liegen in deren gestalthafter Geschlossenheit und Reinheit.
Dies ist übrigens ein zentrales Thema in meinem Buch „Wie kommt der Geist ins Hirn?“  
 
Hier der Link zum ersten Text

"Franz Kafka und die Sprachkrise der Jahrhundertwende" Kafka  

und der zweite Text

"Flucht aus der Innerlichkeit: Aber wohin? Zur modernen Frauenliteratur in Österreich" Flucht